Bin ich käuflich?

Diese Frage habe ich mir schon früher oft gestellt und seit dem wunderbaren #bloggenmitherz Wochenende ist sie mir wieder vermehrt im Kopf herumgeschwirrt.

Unter anderem kamen wir in der Gesprächsrunde darauf, wie wir als Blogger zu Kooperationen, Promotion- oder Marketingaktionen stehen.
Da ich ja in der Vergangenheit tatsächlich immer mal wieder bei verschiedenen Aktionen, sei es von Ebuzzing / Trigami, Trnd oder LED Lenser, mitgemacht habe, gehöre ich ja tatsächlich zu den direkt betroffenen.
Und ja, ich habe bei all diesen Aktionen sicherlich auch direkt profitiert, sei es dadurch, dass ich die Möglichkeit hatte, neue Produkte auszuprobieren und manche davon sogar auch zu behalten, sei es dadurch, dass bei manchen Aktionen sicherlich sogar, wenn auch sehr geringe, Geldbeträge geflossen sind.

Auch der ein oder andere aus der Runde hatte schon ähnliche Erlebnisse, hat in seiner Reisebloggertätigkeit bestimmte Hotelübernachtungen umsonst bekommen, hat Fotos über gesponserte Drucker gedruckt, plötzlich ganz bestimmte Kuchen oder Torten oder Kekse gebacken und und und. Diese Reihe könnte man sicherlich noch weiter forsetzen.

Und jetzt tauchten in meiner kleinen Internetwelt immer mal wieder Berichte über ein Bloggerevent eines Handelsunternehmens auf. Dieses war wohl das erste seiner Art und daher in Details auch noch verbesserungswürdig, aber darum geht es mir auch gar nicht. Sondern die Tatsache, dass der Beste Eventrückblick mit einem 50€ Gutschein ausgezeichnet werden soll.
Das macht das ganze meiner Meinung nach schon direkt deutlich schwieriger, denn, sind wir doch einfach mal ehrlich, wie wahrscheinlich ist es denn bitte, das die sich einen kritischen Beitrag aussuchen, der wirklich gut geschrieben ist, und nicht einen, der alles in tollen Pastellfarben zeichnet und ganz ganz toll findet, aber nur voller leerer Worthülsen steckt. Und das finde ich persönlich gesehen, bitter. Erst einladen, Dinge etwas günstiger verkaufen und dann noch den auszeichnen, der den besten PR Text geschrieben hat, naja naja naja….
Aber vielleicht klappt das ja auch bei der Neuauflage deutlich besser.

Sicherlich jetzt mag der ein oder andere sagen:

Hallo! Aber deine Testberichte sind aber auch irgendwie immer voll positiv und ohne viel Gemecker und sowas alles! Also red nicht!“

Stimmt, das sind Sie. Dieses hat in der Regel einen einfachen Grund:
Ich suche mir bewusst aus, über was ich berichte, es muss also interessant sein und zu mir passen (wer will hier schon etwas über Stricksockenschablonen lesen).
Ich bekomme das Produkt und kann mich in Ruhe damit auseinander setzen.
Und ich lasse mir, bevor ich mir das Produkt überhaupt ansehe, zusichern, dass ich schreiben kann was und wie ich will. Natürlich will kein Hersteller oder Partner einen harschen Verriss lesen und die meisten legen schon Wert darauf, dass man sachlich berichtet. Aber genau das ist es ja auch, was ich will. Sachlich heißt ja schließlich nicht übertrieben.
Wenn ich eine Lampe zugesendet bekomme, die Ihren Zweck vollkommen erfüllt, dann schreibe ich das auch. Wenn das Armband, das mir leihweise überlassen wird, nicht übertrieben hochwertig wirkt, schreibe ich das allerdings auch. Ganz einfach weil es so ist und jeder Hersteller auf dieser Welt damit leben muss, dass man teure Artikel auch kritisch hinterfragen muss.
Und ganz ehrlich, so und nicht anders sollte es doch auch eigentlich sein.

Ich bin also für mich selbst ziemlich im Reinen mit mir und meiner Käuflichkeit.
Denn die Antwort auf die oben gestellte Frage ist ganz klar: Ja, aber nur zu meinen eigenen Bedingungen und schon gar nicht für jeden.

Und wenn ich dann so völlig entspannt in meiner kleinen Twitterwelt lese, wie manch einer „ganz ganz tolle Hotels empfiehlt, die total super, chillig, gemütlich und klasse“ sind und sie ganz ganz dringend weiterempfiehlt, auf Nachfrage aber nicht mal die grobe Preiskategorie nennen kann, weil man ja „irgendwie eingeladen ist von Firma XYZ“ ist oder jemand das X-te Mal den neuen Nagellack / Haartrockner / Badeschwamm von BlaBlaBlub als „einfach voll perfekt für immer und ganz leicht und einfach und toll und günstig und hochwertig und super und Weltrettend“ erwähnt, fotografiert oder in die Kamera hält und auf Nachfrage zum Produkt nur sagen kann „Keine Ahnung, was weiß ich, hab ich zugeschickt bekommen“, dann, ja dann regt mich eure Käuflichkeit wirklich auf.

Beschäftigt euch doch bitte etwas mit dem was Ihr testet, schreibt nicht nur Produktflyer ab oder wandelt den Vortrag des CEOs / Vertreter nicht einfach in eure eigenen Worte um. Nutzt dieses Ding zwischen euren Ohren! Hinterfragt! Informiert euch! Seht es als Arbeit und nicht als Geschenk des Himmels, investiert also etwas Zeit anstatt einfach zu warten, bis der Paketbote das nächste Schlaraffenlandpaket zu euch bringt.

Klar, nicht jede Firma mag das und kann vor allem auch damit umgehen.
Ich habe tatsächlich auch schon böse Mails von Firmen bekommen oder Aufträge erst gar nicht zugeteilt bekommen, als ich auf meine Bedingungen hingewiesen habe, aber mal ganz ehrlich:
Ihr seid es eigentlich euch, eurem eigenen Gewissen und vor allem aber auch euren Lesern schuldig!
Die wollen schließlich wissen, was das Ding / das Hotel wirklich kann und ob es wirklich gut und empfehlenswert ist.
Und nicht auch bei euch noch stumpf mit nicht hinterfragter Werbung zugetextet werden, dafür gibt es doch schon Fernsehen und die Bildzeitung!
Wenn eine Firma wirklich zu seinem Produkt steht, können die auch Kritik ab! Bestenfalls antworten Sie sogar darauf und setzen sich aktiv damit auseinander!
Vielleicht könnt ihr durch Objektivität sogar dazu beitragen, die nächste Generation zu verbessern oder kleine Unstimmigkeiten zu beheben.
Aber all das geht nur, wenn Ihr ehrlich seid! Zu euch selbst, zu eurem Auftraggeber und zu euren Lesern!


Kommentare

4 Antworten zu „Bin ich käuflich?“

  1. Für den 50-Euro-Gutschein hätte ich den Beitrag auch nicht geschrieben. Und ja, es geht mir auf den Senkel, wenn ich überall lese „Heititei, es war soooo super“ und naja, das war es dann vielleicht gar nicht (nicht nur bei diesem Event, sondern grundsätzlich). Wobei es ja auch Unterschiede gibt. Ich kenne auch Blogger, die dann lieber gar nicht schreiben als schlecht. Auf der einen Seite minimiert das das Risiko für die Unternehmen (auch ich habe schon von meiner Firma aus Bloggern Artikel zum Testen zur Verfügung gestellt und war froh, als gesagt wurde, sie berichten entweder positiv (wenn sie zufrieden sind) oder gar nicht (wenn sie unzufrieden sind). Andererseits verzerrt das natürlich auch das Bild, wenn man dann nirgendwo was Negatives findet.

    Als Argument haben diese Bloggerinnen übrigens genannt, dass sie nur Positives und Schönes in ihrem Blog haben möchten. Naja. Gut, wenn man so einen Heile-Welt-Blog führen möchte… Vielleicht sollte man sich dann aber überlegen, dass man gar nichts zu testen braucht. Ich meine, ich stelle auch nicht jedes gelesene Buch von mir vor, das ich doof fand (gute hingegen gern), aber diese habe ich auch nicht zur Verfügung gestellt bekommen.

    Hinzu kommt, dass ich Blogs, in denen nur so Schischi-PR kommt, irgendwann a) langweilig und b) unglaubwürdig finde… Aber es scheint ja zu funktionieren. Persönlich vertraue ich Bloggern ungemein mehr, wenn sie auch negative Seiten eines Produkts aufzählen oder vielleicht auch mal zwischendurch ein Produkt total blöd finden. Aber am allerliebsten lese ich Blogs, die gar nicht besonders viele Produkte vorstellen… 😉

    Liebe Grüße
    Nele

    1. Klar minimiert es das Unternehmensrisiko, wenn nur positiv berichtet wird.
      Aber grade in der sachlichen Auseinandersetzung mit geäußerter Kritik könnten Unternehmen so unglaublich viel mehr bei Konsumenten punkten, als nur durch das Verschenken / Zur Verfügung stellen von Dingen.
      Und lieber gar nix schreiben als was schlechtes? Herzlich willkommen zur Gleichschaltung der neuen Medien. Denn eigentlich ist ja das tolle am Internet, das eben doch jeder seine freie Meinung äußern kann und darf. Daher finde ich die Einstellung vollkommen daneben.

      Stimmt, zuviel PR lässt Blogs langweilig wirken. Und unsereins erkennt vielleicht auch die Unglaubwürdigkeit, aber die ganzen Teenys, Frag-Daggi-Fans, HAULer Fans etc etc? Die nehmen das für wahr und das ist scheiße und führt zur Volksverblödung! Generell dieser ganze YouTube Kram, 3 Sachen bei Tumblr raussuchen und Videos von anderen angucken und schwupps das ganze selbst nachgedreht und dann wie nen Star fühlen… Ätzend!
      Und ja, es muss sich die Waage halten. Kenne auch ne Menge Blogs, die nur noch Artikel nach Artikel vorstellen und lobpreisen, das ist Mist. Aber hier und da mal nen Test, der dann auch zu dem Blog passt, das finde ich super.

  2. Guter Artikel!

    Zwei Punkte finde ich für mich als Blogger, aber auch als Leser wichtig:

    1. Die Zahl: Der eigene Content sollte immer mindestens 75% Prozent ausmachen. Lieber mehr.

    2. Das passende Thema: Wenn plötzlich jemand über Handys bloggt, obwohl er sonst nie etwas zu Technik schreibt, oder über ein anderes, weit vom eigentlichen Blog-Inhalt entferntes Thema, dann fühle ich mich als Leser veräppelt. Und als Bloggerin würde ich mir beim Schreiben wie eine Lügnerin vorkommen.

    Liebe Grüße auf die Insel!
    Sandra

    1. Ja das stimmt. Wobei der eigene Content ja auch relativ ist, kurze Bildposts sollte man da meiner Meinung nach schon mit reinziehen.
      Zum passenden Thema: Handys finde ich da sogar durchaus noch bei allen akzeptabel. Grade da die meisten Blogger und auch Leser eh Smartphones nutzen, passt das schon zur Zielgruppe. Ich fände Beautyprodukte in nem eigentlichen Fotoblog wesentlich weltfremder.

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